ORTSBILDKIDS Erweitere dein Wissen! ELEMENTE DER BAUKUNST 08 GESTALTE(N) Pfahlbauten im Unteruhldinger Freilichtmuseum am Bodensee muss und eine flexible Haustechnik, die dem wechselnden Wasserpegel standhält. In manchen Häusern besteht der Schwimmkörper aus einer wasserdichten Betonwanne, auf der in Leichtbauweise zweigeschossige Häuser stehen. Bei niedrigem Wasserstand ruht das Haus auf dem an Stahlpfeilern angeketteten Fundament, steigt der Meeresspiegel an, glei- tet das gesamte Haus an den Stahlpfeilern bis zu 6 Meter in die Höhe. Alle Leitungen sind für diesen Höhenunterschied ausgelegt und bewegen sich im Auf und Ab des Wassers mit. Das motorisierte Hausboot, das von An- legeplatz zu Anlegeplatz gleitet, ist bei den Schwimmhäusern kaum mehr ein Thema. Die meisten Bewohner von Floating Homes wollen nämlich gar nicht ablegen. Inzwischen gibt es zahlreiche Wasserstadtplanungen für Stadterweiterungsgebiete in Amsterdam oder Hamburg, aber auch für ganze Städte, die auf dem Wasser schwimmen – wie in China, auf den Ma- lediven oder in Dubai. Selbst amphibische Hochhäuser, sogenannte „Wa- terscraper“ mit schwimmenden Gärten könnten bald Wirklichkeit werden. Unterwasserbauwerke Die futuristische Architektur greift nicht nur nach den Sternen, sondern auch nach den Ozeanen und taucht inzwischen tief in die Meere hinab. Das Unterwasser-Restaurant „Under“ des norwegischen Architektur- büros Snøhetta, dessen riesiges Panoramafenster Einblick in die, durch WIBRE beleuchtete Unterwasserwelt gewährt, gibt einen Vorgeschmack auf visionäre Tiefseestädte wie etwa die japanische „Ocean Spiral“, deren Fundamente in mehreren Tausend Metern Tiefe gründen und sich bis hi- nauf zur glitzernden Wasseroberfläche erstrecken würde. Noch sind die technischen Voraussetzungen für den Bau einer solchen kugelförmigen Tiefseestadt nicht gegeben – zum Glück, möchte man ausrufen, denn die Vorstellung von „zersiedelten“ Weltmeeren wäre ziemlich beängstigend, hat man den Weltmeeren ohnehin schon genug zugemutet! G.K. Nah am Wasser gebautUns zieht es seit jeher ans Wasser, an Bäche und Flüsse, an Teiche und Seen, an die Küste des Meeres. Wasser ist nicht nur eine unersetzliche Lebensader, sondern auch ein elementarer Sehnsuchtsort menschlicher Zivilisation. Reste von prähistorischen Pfahlbauten im Uferbereich von Gebirgsseen, etwa am Bodensee oder am Attersee, belegen das tief ver-wurzelte Streben der Menschheit, dem Wasser Lebensraum abzutrotzen. Lagunenstädte wie Venedig, durch deren Kern sich 175 Kanäle von ins-gesamt rund 38 km Länge ziehen, haben ihre magische Anziehungskraft bis heute nicht eingebüßt, obwohl die auf Millionen von Pfählen errichtete Stadt immer wieder mit Überschwemmungen kämpft. Länder wie Holland, wo rund ein Fünftel des Staatsgebiets von Wasser bedeckt ist, haben mit einem ausgeklügelten System von Deichen, den sogenannten „Poldern“, eine einzigartige Kulturlandschaft geschaffen und das Leben am und auf dem Wasser immer weiter perfektioniert. Es ist daher nicht überraschend, dass sich gerade in den Niederlanden zahlreiche innovative Projekte heu-te mit der Frage beschäftigen, wie sich das Wohnen auf dem Wasser noch attraktiver gestalten lässt. Hausboote und Schwimmhäuser Hausboote in den Grachten der niederländischen Städte sind seit lan-gem ein vertrautes Bild. Vor allem in Amsterdam, das wie Venedig von kleinen Kanälen durchzogen ist, zieht es viele Menschen mit ihren Be-hausungen direkt aufs Wasser. Eine moderne Weiterentwicklung dieser Siedlungsform sind sogenannte „Floating Homes“, hochwassersichere schwimmende Häuser, die sich kaum mehr von Gebäuden mit Boden-haftung unterscheiden, aber auch kaum mehr wie Boote aussehen. Tech-nische Herausforderung ist der Schwimmkörper, der das Haus tragen Foto: Günther Freund