KONTRASTREICH VEREINT

Die charakteristische Struktur des alten Hauses trifft auf eine zeitlose, minimalistische Ästhetik.
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Wolfshof c Romana Fürnkranz 2C4A9283

KONTRASTREICH VEREINT | Neues Leben für ein ehemals baufälliges Bestandsgebäudeaus

Inmitten einer hügeligen Landschaft und weitläufigen Feldern hauchte der ortsansässige Architekt Johannes Kraus von archipel architekten einem baufälligen Bestandsgebäude neues Leben ein und verwandelte es in ein inspirierendes Atelier. Das Designkonzept zeichnet sich durch Kontraste aus: Die charakteristische Struktur des alten Hauses trifft auf eine zeitlose, minimalistische Ästhetik.

Arbeiten auf dem Land und in der Stadt: Neben dem Bürositz in Wien und Gars am Kamp fügt sich ein Atelier auf dem Land hinzu. Durch seine Abgeschiedenheit und Nähe zur Natur bietet es eine optimale Ausgangslage für kreatives Schaffen. Wolfshof ist ein kleines Straßendorf oberhalb des Kamptales und wird von traditionellen Dreiseit- und Hakenhöfen geprägt. Das Atelierhaus liegt etwas abseits des zusammenhängenden Ortsverbandes. Schreitet man dorfauswärts Richtung Nordwesten die schmale Feldstraße entlang, an einem kleinen Presshaus und einem Obstkeller vorbei, gelangt man zum Atelierhaus. Ursprünglich beherbergte das kleine Haus, das um circa 1750 erbaut wurde, eine kleine Wohnmöglichkeit. Einige Zeit später wurde das Gebäude in eine Wohnwerkstatt für den Gemeindeschneider verwandelt. Zuletzt stand das Gebäude leer und verfiel zusehends, so der Architekt. Aufgrund der jahrelangen Vernachlässigung war somit eine umfassende Generalsanierung dringend erforderlich. Die Erhaltung des historischen Erscheinungsbilds spielte dabei eine wesentliche Rolle.

Alt und Neu
Ursprünglich bestand das Wohnhaus aus einem rechteckigen Baukörper mit einem traufenständigen Satteldach. Im rückwärtigen Bereich schloss direkt eine alte Scheune an, die im Zuge der Umbaumaßnahmen abgebrochen und neu errichtet wurde. Die Fassade des Zubaus nimmt die vertikale Holzverschalung der ehemaligen Scheune auf und steht somit im Kontrast zur verputzten Lochfassade mit kleinflächigen Fenster- und Türöffnungen. Diese blieben zur Bewahrung des Bestandscharakters an der jeweils ursprünglichen Position und Dimension erhalten und wurden lediglich durch neue ersetzt.

Ähnlich erging es dem Dach: Auch hier blieb die ursprüngliche Dachform erhalten, musste aber aufgrund des maroden Dachstuhls komplett erneuert werden. Das alte Holzgebälk wurde abgetragen und durch einen neuen, zimmermannsmäßig errichteten Dachstuhl ersetzt, der nicht nur die Stabilität des Gebäudes gewährleistet, sondern auch für eine verbesserte Wärmedämmung sorgt. Der alte Gebäudeteil wurde mit einer Lärchenholz-Schindel-Dreifachdeckung versehen, während der Anbau ein modernes Blechdach erhielt. Ein weiteres markantes Merkmal ist die schräge Traufe, die auf einen leichten Knick in der straßenseitigen Fassade zurückzuführen ist.

Um mehr Raum im Inneren zu gewinnen und gleichzeitig einen direkten Gartenzugang zu schaffen, wurde die gartenseitige Fassade zu etwa zwei Drittel ihrer Länge aufgeklappt. Da das Gelände gartenseitig im Vergleich zum Straßenniveau höher liegt, wurde die Terrasse geschickt in das Gelände eingeschnitten, um die Eingriffe in die Umgebungslandschaft gering zu halten.

Alles unter einen Dach
Dieses kontrastreiche, jedoch harmonische Miteinander von Alt und Neu setzt sich auch im Inneren des Ateliers fort. Beim Betreten des Bestandsgebäudes öffnet sich ein großzügiger Atelierraum, der durch die Entfernung aller Innenwände zu einem großen Raum wird. Kleine Kastenfenster im Altbestand und großflächige Fensteröffnungen im Neubau durchfluten den Raum mit natürlichem Tageslicht und schaffen eine harmonische Verbindung zur Natur. Ein markanter Blickfang ist die große Terrassentür, deren Schiebetür sich zur gartenseitigen Terrasse öffnen lässt und somit den Außenbereich mit dem Atelierraum verbindet. Ein gemütlicher Kamin fungiert als Raumteiler zwischen Arbeits- und Rückzugsbereich und verleiht dem Raum eine ruhige Atmosphäre. Die Außenwände des Bestandsgebäudes wurden innenseitig mit einem Lehmputz versehen und mit einer Wandheizung ausgestattet, um die aufsteigende Feuchtigkeit zu neutralisieren und ein angenehmes Raumklima zu gewährleisten. Der Boden des Ateliers wurde neu eingezogen, gedämmt und ebenfalls mit einer Fußbodenheizung ausgestattet. Die Dachuntersicht aus sägerauem Fichtenholz lässt den Raum angenehm warm wirken.

Im Zubau wurde ein Galeriegeschoß eingezogen, das den gesamten Atelierbereich von oben überblickt. Hinter einem raumhohen, maßgefertigten Schrank ist die komplette Infrastruktur des Gebäudes versteckt. Der Zugang zum Technikraum und zu den Sanitärbereichen erfolgt über eine als Kastenflügel getarnte Tür. Raue Oberflächen wie die Betontreppe, unverputzte Betonwände in den Sanitärbereichen und der geschliffene Estrich als Bodenbelag prägen die Haptik des Zubaus.

Somit vereint das Innere des Ateliers ein Ambiente, das sowohl Inspiration als auch Entspannung bietet. Hier ist Raum für kreative Entfaltung, konzentriertes Arbeiten und gemütliches Beisammensein. Eine kontrastreiche Fügung.

Eigentümer: Mag. arch. Johannes Kraus
Planung: archipel architekten | Architekt Johannes Kraus
Autorin: DI Barbara Reiberger
Fotos: Romana Fürnkranz
Drohnenfotos: Wolfgang Spekner